14.7.06

die herz-zeitlose

das herz ist zeitlos
wie das heimtückische liliengewächs
wie die tollkirsche
der stechapfel
der schwarze nachtschatten
oder der gelbe,
gar der geflügelte
wie der fingerhut, der blutrote
oder andere eiserne hüte
wie die hahnenfüsse
und der schierling


kommentar:

die herbstzeitlose gehört zur familie der zeitlosengewächse

Andere deutsche Namen für die Herbstzeitlose sind Giftkrokus, Hahnenklöten, Hennegift, Herbstblume, Herbstlilie, Herbstvergessene, Hundsblume, Hundshoden, Hundsknofel, Kuhditzen, Kuheuter, Läuseblume, Leichenblume, Michelsblume, Michelwurz, Nacktarsch, Nackte Hur, Nackte Jungfer, Ochsenpinsel, Teufelswurz, Wiesenlilie, Wiesensafran, Wilde Zwiebel, Winterhauch oder Zeitlose.

gefunden bei wikisourse

Bey dem Grabe zweier Kinder, die Gift gegessen hatten.
Melod. XIV. Melod. XVI.
1. Als in der schönsten BlumenzeitZwei Kinder sich erquicktenUnd sich in unschuldvoller FreudDie schönsten Blumen pflückten;Da fanden sie im WiesengrundDer Herbszeitlose Samen,Wo sie, entzückt bei diesem Fund,In höchster Wonne schwamen.
2. Sie öffneten den SamenkelchWorin sie Körnchen fandenVon blühend weisser Farb; und welchEntzücken sie empfanden!Das müßen Zuckerkörnchen seyn,So sprachen sie, und nahmen,Betrogen von dem falschen Schein,Für Zucker diesen Samen.
3. Zum Unglück war kein Mensch dabeiSie weislich zu belehren:Daß dieser Samen giftig seyWie viele schöne Beeren;Auch waren sie zum SchulbesuchZu jung, und nicht verpflichtet,Sonst hätte sie sogleich ein BuchVon Giften unterrichtet.
4. Sie assen nun mit LüsternheitDen giftgefüllten Samen,Wovon sie schon in kurzer ZeitDie größte Qual bekamen;Sie eilten zu den Eltern heim,Und klagten über Schmerzen,Und trugen schon den TodeskeimIn ihren bangen Herzen.
5. Die Schmerzen nahmen überhandIm aufgebäumten Magen,Daß jedes wie ein Wurm sich wand,In grenzenlosen Plagen.Man rief sogleich den Arzt herbei:Was doch den Kindern fehle,Und was es für ein Übel sey,Das sie so grausam quäle.
6. Der Arzt erschien, und sagte: daßSie Gift bekommen haben,Gab ihnen ohne UnterlaßDie allerbeßten Gaben;Allein die Hülfe kam zu spat,Dem Gift zu widerstehen,Und ach! sie mußten ohne GnadDem Tod ins Auge sehen.
7. Denn bald erschien des Todes FarbAuf ihren Angesichtern,Es brach ihr armes Herz, und starbIn zuckungen und Gichtern.Da lagen sie im TodesarmDie starren Kinderleichen,Und ihrer Eltern Gram und HarmIst keiner zu vergleichen.
8. Sie werfen auf die Leichen sich,Befeuchten sie mit ThränenUnd ihr Geheul ist fürchterlichUnd lößt sich auf in Stähnen;Sie möchten bei der Kiunder TodAuch sich zu Grabe stürtzen,Und ach! ihr grosser Jammer drohtIhr Leben abzukürzen.
9. Und sicher wird es beim GerichtDen Eltern beigemessen,Wenn sie bei ihrem UnterrichtDie weise Lehr vergessen:Die Kinder möchten ja doch nieWas Unbekanntes essen,Es sey ja öfter schon für sieDer Tod darin gesessen.
10. Und o ihr Kinder! lasset euchDurch diesen Fall belehren,Und euch das Naschen doch sogleichVon euren Eltern wehren,Und esset ja doch nichts, als wennDie Eltern es erlauben,Es könnte, wärs auch noch so schön,Euch doch das Leben rauben.
11. Nun ruhet sanft im Erdenschoos,Ihr unschuldvollen Kinder!Denn glücklicher ist euer LoosAls das verstockter Sünder.Zwar hat des Todes Hand gepflücktEuch schon in zarter Blüthe,Hingegen ewig euch beglücktDes Allerhöchsten Güte.